Die Wilhelm Beckmann Brotfabrik während der NS-Zeit (1933–1945)

Die Geschichte der Brotfabrik Wilhelm Beckmann in der Zeit des Nationalsozialismus zeigt eindrücklich, wie tiefgreifend das Regime auch die Wirtschaft und das tägliche Arbeitsleben beeinflusste.

Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden die demokratisch gewählten Betriebsräte abgeschafft. An deren Stelle trat die Deutsche Arbeitsfront (DAF), eine Organisation der NSDAP, die alleinige Vertretung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer war und das Führer-Gefolgschafts-Prinzip etablierte. Innerbetrieblich entstanden sogenannte „Vertrauensräte“, und die Mitarbeiter wurden als „Gefolgschaft“ angesehen, die für die Ziele der „Volksgemeinschaft“ arbeiten sollten.

Karl Otto Beckmann, Leiter der Brotfabrik, spielte in dieser Zeit eine bedeutende Rolle innerhalb der nationalsozialistischen Wirtschaftsorganisationen. Er wurde 1934 zum Reichsgruppenleiter der Reichsgruppe Industrie im Reichsnährstand ernannt und ein Jahr später zum Leiter dieser Reichsgruppe mit Sitz in Berlin berufen. Bei Treffen dieser Organisation betonte Beckmann stets die bedingungslose Unterstützung und Loyalität gegenüber Hitler und den Zielen des NS-Regimes.

Ab 1936 galt die Brotfabrik Wilhelm Beckmann offiziell als NS-Musterbetrieb. Sie musste sich den Zielen des NS-Vierjahresplans unterordnen, der vor allem wirtschaftliche und militärische Autarkie sowie schnelle Aufrüstung vorsah. Trotz der zunehmenden Kriegsbelastungen gelang es dem Betrieb, nahezu ohne Unterbrechungen weiter zu produzieren.

Nach dem Krieg, etwa ab 1953, waren die Schäden weitgehend beseitigt, und der Betrieb nahm seine Produktion wieder regulär auf.

Die Aufarbeitung dieser schwierigen Vergangenheit wurde maßgeblich durch die Generationen vorangetrieben, die nach dem Krieg geboren wurden. Offenbar wurde innerhalb der Familie Beckmann nur wenig über die NS-Zeit gesprochen. So blieb es den Kindern und Enkeln überlassen, diese Phase aktiv zu erforschen und aufzuarbeiten – ein Prozess, der bis heute wichtig bleibt, um Geschichte transparent zu machen und Verantwortung zu zeigen.

Blindgänger

Eine Weltkriegsbombe traf das Gebäude an der Südfassade, explodierte aber nicht. Sonst sähe diese Geschichte sicher anders aus. Man kann die Einschlagstelle noch immer am helleren Mauerwerk erkennen.