
Ofenhalle – Das Herz der Brotfabrik
Die Ofenhalle war der Mittelpunkt des gesamten Betriebs. Hier trafen Technik, Handwerk und körperliche Arbeit unmittelbar aufeinander. Zwischen dampfenden Öfen, schweren Blechen und dem Duft frisch gebackenen Brots wurde täglich Großes geleistet. Die Entwicklung dieser Halle erzählt viel über den technischen Fortschritt – und über das, was über Generationen hinweg gleich blieb: Hitze, Rhythmus und Verantwortung.
1879 – Der erste große Schritt in Richtung Industrialisierung
Bereits 1879 ließ Wilhelm Beckmann eine moderne Backanlage errichten – mit dampfbetriebenen Backöfen, einer Teigknetmaschine und einem Getreidemahlgang. Es war ein mutiger Schritt, verbunden mit hohen Investitionen, aber auch mit einer klaren Vision: Die Bäckerei sollte über das Handwerk hinauswachsen und auf moderne Technik setzen.
1889 – Fünf doppelte Wasserdampf-Heizungsöfen
In diesem Jahr war die Ofenhalle bereits ein beeindruckender Ort. Fünf doppelte Öfen wurden über ein zentrales Heizsystem mit Dampf versorgt. Diese Wasserdampf-Heizungsöfen ermöglichten eine gleichmäßige, effiziente Wärmeverteilung – ein technologischer Fortschritt, der es erlaubte, rund um die Uhr große Mengen Brot zu produzieren.
Heizraum und Brennmaterial – Arbeiten im Hintergrund
Die Hitze kam nicht direkt aus der Halle, sondern wurde über den dahinterliegenden Heizraum gesteuert. Hier wurde Braunkohle verfeuert, die über große eiserne Klappen an der Rückseite der Öfen eingebracht wurde. Der Heizraum war ein harter Arbeitsplatz – heiß, rußig und körperlich fordernd. Ohne ihn blieb in der Ofenhalle alles kalt.
1909 – Ein elektrischer Ofen für die Marine
Ein besonders bemerkenswerter Moment war die Installation eines elektrischen Ofens – auf Anregung des Marineamts. Zwei höhere Offiziere inspizierten die Halle, um herauszufinden, ob sich elektrische Beheizung auch für Kriegsschiffe eignete. Der Testofen wurde installiert, inspiziert und schließlich an die Marine übergeben
. Die Brotfabrik war damit kurzzeitig ein Ort technischer Erprobung auf nationaler Ebene.
Bis in die 1980er – Konstante im Wandel
Über die Jahrzehnte veränderten sich viele Abläufe – Maschinen kamen und gingen, neue Materialien hielten Einzug. Doch die Ofenhalle blieb der Ort, an dem die zentrale Arbeit stattfand. Hier begann und endete jeder Produktionstag. Selbst als sich der Markt in den 1980er-Jahren veränderte und die Brotfabrik schließen musste, blieb die Halle erhalten – als stiller Zeuge unzähliger Arbeitsstunden.
Heute
Heute teilen sich Roman Pilgrim und fisch&apfelmus die Ofenhalle.
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